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Insektenfreundlicher Waldumbau

Anfrage für die Sitzung des Betriebsausschusses für die Technischen Betriebe Remscheid am 6. September 2022

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

bereits seit über zwei Jahrzehnten wird in den städtischen Wäldern in Remscheid der ökologische Waldumbau praktiziert. Hierfür ist die Stadt Remscheid in den vergangenen Jahren mehrfach ausgezeichnet worden. Insbesondere auf Küppelstein oder an der Neyetalsperre (Wipperfürth) sind die beeindruckenden Erfolge sichtbar.

Wassermangel und Folgeschäden wie Schädlings- und Pilzbefall haben dem Wald in den vergangenen Jahren zugesetzt. Mit der Wiederaufforstung halten Arten verstärkt Einzug, die besser zu Wasserangebot, Temperaturen und Böden passen und damit dem Wald zu mehr Klimastabilität verhelfen. Mit der Stärkung des Mischwaldes und dem Verzicht auf Monokulturen wird es für sogenannte Schadinsekten wie den Borkenkäfer schwieriger, sich auszubreiten und zusammenhängende Waldflächen stark zu schädigen.

Vor dem Hintergrund des Insektensterbens interessiert uns, welche Rolle die Bedeutung der Bäume für die heimische Insektenwelt in der ökologischen Waldwirtschaft in Remscheid spielt. Bestimmte Baumarten können mit ihren Blättern, Blüten und Früchten in besonderer Weise einen Mehrwert für die Insektenwelt bringen. So bieten beispielsweise Linden, Eichen, Buchen, Hainbuchen, Eschen, Ahorne, Birken und Weidenarten, aber auch die Vogelkirsche und weitere Wildobstarten eine Weide für Bienen und andere Insekten.

Im Zuge des ökologischen Waldumbaus spielen heimische Baumarten unverändert eine große Rolle, aber auch gebietsfremde Arten werden zunehmend eingesetzt. Viele gebietsfremde Baumarten besitzen positive, standortgerechte Eigenschaften, die ihnen im Klimawandel zugutekommen. Auch werden Arten wie die Robinie gut von Insekten angenommen. Andererseits neigen bestimmte gebietsfremde Arten dazu, sich invasiv auszubreiten und die heimische Flora zunehmend zu verdrängen. Außerdem bieten gebietsfremde Arten oftmals eine deutlich geringere Anzahl an Tierindividuen und -arten auf, da sie von der heimischen Tierwelt nicht angenommen werden. Der Anbau nichtheimischer Baumarten sollte daher weder pauschal ablehnt noch unkritisch begrüßt werden. Weil gerade Bäume aufgrund ihrer Langlebigkeit und ihrer Dominanz eine entscheidende Rolle in den Wäldern spielen, erscheint eine sorgfältige Abwägung angebracht.

Neben dem geschlossenen Wald kommt auch dem Übergang zwischen offener Kulturlandschaft und dem Wald eine wertvolle Rolle als Lebensraum für Vögel, Säugetiere und Insekten zu. Nachhaltig entwickelte Waldränder mit Sträuchern und Halbsträuchern sind aus diesem Grund wichtig für den Erhalt der Artenvielfalt.

Wir bitten daher um Beantwortung der folgenden Fragen:

In welcher Weise werden insektenfreundliche Eigenschaften von Baumarten im Rahmen des ökologischen Waldumbaus berücksichtigt?

Welche Baumarten werden bei Maßnahmen zur Aufforstung und zur Verjüngung vor dem Hintergrund des Klimawandels und seinen Auswirkungen verstärkt eingesetzt?

Welche gebietsfremden Baumarten werden gezielt in den städtischen Wäldern gepflanzt? Wird bei der Auswahl dieser Baumarten deren Wert für die heimische Tierwelt berücksichtigt?

Werden die Waldränder gleichwertig in den ökologischen Waldumbau einbezogen und wie werden sie ggf. weiterentwickelt?

Mit freundlichen Grüßen

gez.                                                                                                    

Sven Chudzinski                                                                                            

Fraktionsvorsitzender      

Bild: stock.adobe.com / Raul Mellado                           

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